Die Orgelrevision im Überblick
Problematik – Zustand der grossen Goll-Orgel
Unsere Orgel weist aufgrund von Abnutzung, Materialermüdung und technischen Mängeln zunehmend Störungen auf. Schwierigkeiten in der Trakturanlage, dem zentralen Bedienelement beim Anspielen der Töne, führen zunehmend zu Tonausfällen. Schuld sind spröde Lederelemente und Probleme bei den Kontakten und der Verkabelung.
Der derzeitige Spieltisch ist den technischen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Die schlechte Zugänglichkeit im Innern des Instruments und die daraus resultierende kostenintensive Orgelwartung stellt einen weiteren Problembereich dar.
Aufgrund des Klangideals der 60er-Jahre sind einige Register der Orgel leider zu scharf und grell. Die Crescendo-Abstufungen, insbesondere im labialen Bereich, wirken sehr abrupt. Dies beeinträchtigt die Feinheit und Flexibilität des Klangs und ist für die Anforderungen moderner Kirchenmusik nicht ausreichend ausgewogen.
Zusätzlich besteht ein unzureichender Brandschutz, der dringend verbessert werden muss.
Revision in fünf Phasen
Vorplanung: Frühsommer 2023 bis Winter 2024/2025
Erste Gespräche und Sitzungen, Einberufung einer Arbeitsgruppe Orgelrevision, die Analyse des Instrumentes und Ordner voller Dokumente erhärteten die Notwendigkeit des grossen Projektes.
Anlässlich der Versammlung vom 4. Juni 2024 hat die Kirchgemeinde einem Projektierungskredit zugestimmt. Dieser beinhaltet Abklärungen hinsichtlich Statik, Denkmal- und Brandschutz, einen Konzeptionsentwurf, die Mandate des unabhängigen externen Experten sowie der juristischen Fachperson.
Nach Vorliegen der Machbarkeitsstudie und des Expertenberichts hat die Kirchenpflege dem Revisionsprojekt mit Beschluss vom 3. Oktober 2024 zugestimmt und die detaillierte Weisung zum Geschäft am 31. Oktober 2024 verabschiedet.
Projektphase
Nur ein JA an der Urne zum Investitionskredit ermöglicht die Umsetzung des geplanten Konzeptes. Wir hoffen zuversichtlich auf die grosse Unterstützung an der Abstimmung.
Ein NEIN wäre für das bedeutende Kulturgut Orgel fatal. Was dann? Es müsste mit dem Totalausfall des Instrumentes gerechnet werden. Zumindest wären Reparaturen, verbunden mit sehr hohen Kosten, trotzdem notwendig. Eine etappenweise Sanierung hätte bedeutende Mehrkosten zur Folge, da die Zugänglichkeit und die Arbeitsbedingungen weiterhin erschwert blieben. Zusätzlich würden die aufgelaufenen Projektierungskosten fällig.
Wenn der Souverän zugunsten der Orgelrevision entscheidet, folgen die Phasen:
Werkstatt-Arbeiten
Die Orgelbaufirma Goll beginnt in ihrer Werkstatt in Luzern mit den Werkstattarbeiten. Bereits werden die neuen Teile angefertigt und füllen nach und nach die Lagerräumlichkeiten. Die Gemeinde wird zu gegebener Zeit die Werkstatt besuchen und den Orgelbauern bei der Anfertigung zuschauen können.
Aus- und Einbau der Orgel
Es gilt ernst. Alle Pfeifen werden abtransportiert, das gesamte Material ausgebaut. Wer möchte, darf gerne beim Hinaustragen mithelfen. Auch kann nicht mehr Gebrauchtes als Erinnerung und zur finanziellen Unterstützung erworben werden.
Die Kirche bleibt wie gewohnt offen.
Schlussphase – die Intonation
Die Arbeiten werden abgeschlossen. Noch ist der Intonateur zur Klangkontrolle an der Arbeit. Geduld, Stille im Raum und sein gutes Gehör sind gefordert.
Einweihungsfest
In einem Festgottesdienst und Einweihungskonzert wird alles hörbar. Die Orgel kann ihre bedeutende kirchenmusikalische Rolle in unserer Kirchgemeinde generationsübergreifend neu wahrnehmen und dauerhaft sichern.
Häufig gestellte Fragen und Argumentation
Sind die vorgeschlagenen Massnahmen sinnvoll?
Das Konzept für die Orgelsanierung wurde von ausgewiesenen Fachpersonen entwickelt mit dem Ziel, die Bedürfnisse der Gemeinde in den Vordergrund zu stellen. Aus diesem Grund hat sich die Kirchgemeinde als Auftraggeberin verpflichtet, einen international renommierten Orgelexperten mit der Überprüfung der Projektvorlage zu beauftragen. Das Gutachten von Prof. David Franke (Deutschland) bestätigt die Sinnhaftigkeit vollumfänglich und empfiehlt die Realisierung der vorgesehenen Massnahmen.
Warum beschränken wir uns nicht einfach auf eine Reparatur der defekten Teile?
Eine reine Reparatur wäre weder technisch noch musikalisch sinnvoll. Sie würde hohe Kosten generieren und bei späteren Anpassungen deutlich grössere Ausgaben verursachen.
Kann eine Orgelsanierung wirklich CHF 2,5 Mio. kosten?
Die hohen Kosten von CHF 2,5 Mio. für die Orgelsanierung resultieren aus mehreren Faktoren: Die Orgel muss umfassend modernisiert werden, um den sicherheitstechnischen Standards (Elektrik, Elektronik, Brandschutz) und den zwingenden Klangverbesserungen zu entsprechen. Zudem steht die Orgel unter Denkmalschutz, was zusätzliche Anforderungen und Expertisen generiert. Die Arbeiten werden von spezialisierten Fachkräften durchgeführt.
Warum keine Ausschreibung der Orgelrevision?
Die Arbeitsgruppe Orgelrevision und die Kirchenpflege haben sich intensiv zur Frage der Ausschreibung beraten und für den Entscheid juristische Fachberatung beigezogen. Die Orgelbaufirma Goll hat die erste Orgel in der Kirche Horgen erbaut. Nach einer kurzen Zäsur in den 1930er-Jahren mit einem anderen Orgelbauer wurde erneut Orgelbau Goll mit dem Bau des heutigen Instruments beauftragt. Die Firma ist seither für sämtliche Wartungsarbeiten verantwortlich und hat in der Vergangenheit alle Aufträge
stets prompt und zur vollsten Zufriedenheit der Auftraggeberin ausgeführt. Aus sachlichen Gründen ist es naheliegend, dass die Kirchgemeinde Horgen mit dem bewährten Orgelbauer zusammenarbeitet, welcher die Orgel bis ins Detail kennt.
Die Orgel ist mit der Kirche baulich fest verbunden. Ein Sanierungsprojekt dieser Grössenordnung muss nicht ausgeschrieben werden. Deshalb ist die Kirchenpflege an ihrer Sitzung vom 29. August 2024 den juristischen Empfehlungen gefolgt und hat beschlossen, den Auftrag direkt an Orgelbau Goll zu vergeben (vgl. Ziff. 3.3).
Warum die Orgel nicht stilllegen und im Betrieb durch eine günstigere elektronische Orgel ersetzen?
In einer Pfeifenorgel entsteht der Klang durch eine Windanlage, die Luft zu den Pfeifen leitet und so eine Vielzahl an Tönen entstehen lässt. Die physische Bewegung der Luft erzeugt dabei einen dreidimensionalen Klang, der den Raum erfüllt. Im Gegensatz dazu arbeitet eine elektronische Orgel mit digitalen Signalen, die über Lautsprecher wiedergegeben werden, was zu einem zweidimensionalen, weniger lebendigen Klangerlebnis führt.
Warum braucht es Veränderungen im musikalischen Bereich?
Das heutige Instrument wurde vor rund 65 Jahren dem damaligen Orgelverständnis entsprechend gebaut. Gewünscht war Kirchenmusik aus der Zeit von Bach.
«So mussten Orgeln tönen.» (Wolfgang Reimann, deutscher Kirchenmusiker)
In der Zwischenzeit hat sich die Kirchenmusik weiterentwickelt. Sowohl in Gottesdiensten, an Hochzeiten und Beerdigungen als auch bei Konzerten in der Kirche ist heute ein breites musikalisches Spektrum gefragt. Dieses reicht vom klassischen kirchenmusikalischen Repertoire über volkstümliche Musik bis hin zu Jazz und Pop.
Warum soll der neue Spieltisch im Kirchenraum stehen?
Ein mobiler Spieltisch im Kirchenraum ermöglicht eine bessere Zusammenarbeit mit Chor, Orchester und anderen musikalischen Gruppen, da die Gestaltung und die Platzverteilung auf der Empore suboptimal sind. Der Kontakt zwischen Ausführenden und Publikum bei sämtlichen Anlässen soll gewährleistet werden, was das Bedürfnis der heutigen kirchenmusikalischen Praxis «Nähe zur Gemeinde» voll erfüllt.
Wie nachhaltig ist die Orgelrevision?
Die Holzkonstruktionen der Empore und der schöne Orgelprospekt sind in gutem Zustand und bleiben als prägende Elemente der Kirche mit ihrem denkmalgeschützten Raum unverändert erhalten, ebenso 70 Prozent der Pfeifen trotz zukunftsorientiertem Klangkonzept. Die vielen Kleinteile der Steuerung sind veraltet und defekt. Deshalb müssen Elektronik, Steuerung und Spieltisch aus Sicherheitsgründen erneuert werden.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Kirchgemeinde Horgen das bestehende Instrument optimal und nachhaltig restauriert und keine neue Orgel baut.